Freitag, 2. August 2013

Falter machen die Flatter: Schmetterlinge leiden unter Mais-Monotonie

Gut für Falter: Blütenpracht in Wiese und Garten

Keine Chance für Falter: monotoner Maisacker
Der NABU Leopoldshöhe berichtet von einem dramatischen Rückgang bei den Offenland-Tagfaltern, den das seit 2005 durchgeführte Tagfalter-Monitoring ans Licht gebracht hat. Ursachen sind die Vermaisung der Landschaft, die Beseitigung blühender Wiesen, Feldraine und Böschungen, aber auch das Einheitsgrün in "pflegeleichten" Gärten.


Als im Frühjahr 2005 das Tagfalter-Monitoring bundesweit ins Leben gerufen wurde, war die Euphorie groß und mit der Erwartung verbunden, dass damit erstmals großräumig gezieltere und bessere Aussagen zur Verbreitung, zum Verhalten, zu den Lebensraumansprüchen sowie zur Gefährdung und zum Schutz  von Schmetterlingen möglich würden. Die Initiative hierzu ging vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) Leipzig, aus, das die bundesweite Koordination übernommen hat. Damit sollte es erstmalig möglich werden, die Vorkommen, Bestände und langfristige Bestandsentwicklungen von tagaktiven Schmetterlingen anhand festgelegter, wöchentlich zu kontrollierender Transektstrecken näher ins Blickfeld zu nehmen.

Den Tagfaltern kommt eine Indikatorfunktion zu; die erhobenen Daten lassen erkennen, wie sich Veränderungen in der Landschaft auf Lebensgemeinschaften auswirken. Daraus können Empfehlungen für Landnutzungs-Strategien abgeleitet werden. Ebenso eignen sich die langjährigen Verbreitung von Arten.

Zwar haben Wetter und Witterungsverläufe einen sehr großen, wenn nicht sogar einen maßgeblichen Einfluss auf die Falterbestände, doch die Untersuchungsergebnisse ließen schon bald erkennen, dass die gravierenden Veränderungen  in der Landschaft und der Landbewirtschaftung einschneidende Auswirkungen auf  die Bestandsentwicklung von Schmetterlingen haben.
In Leopoldshöhe waren über mehrere Jahre 4 Kartiererinnen und Kartierer im Rahmen des Tagfaltermonitoring mit der Falter- Datenerfassung beschäftigt. Dazu wurden u.a. eine Feuchtwiese am Pansbach sowie  eine Brachfläche neben der Kläranlage in Greste aufgesucht. Weitere Beobachtungsflächen erstreckten sich entlang von südexponierten Waldrändern und –lichtungen  etwa am Heipker See.

Der dramatische Rückgang insbesondere bei den Offenland-Tagfaltern führte dazu, dass die an sich wichtige Schmetterlingserfassung kaum noch Erfolg versprechend verlief und zunächst einmal eingestellt wurde. Nach anfänglich durchaus ansehnlichen Beobachtungsergebnissen gingen die Funde und Falterzahlen mehr und mehr zurück – ein Trend, der sich beständig fortsetzte und dazu führte, dass letztlich im Beobachtungsverlauf kaum noch ein Dutzend Tagfalterarten in der freien Landschaft angetroffen wurden.

„Erklärbar ist das z.T. dadurch, dass die Stilllegung von Ackerflächen zurückgenommen wurde, die dazu beigetragen hatte, dass überall weitgehend ungestörte, blütenreiche und damit für Insekten wertvolle Trittsteinbiotope entstanden – über viele Jahre hinweg, übers ganze Land verteilt“, so Hans Dudler, der Insektenkundler vom NABU Leopoldshöhe. Auch Hausgärten können vielen Tierarten immer weniger als Lebensräume dienen – weitverbreitet weicht die ursprüngliche Vielfalt der Gartenkultur einem Einheitsgrau mit dominierender Gleichförmigkeit und Eintönigkeit. Durch die private und kommunale Bautätigkeit, den Gewerbe-, Straßen-und Siedlungsbau geht naturnaher Lebensraum in großem Ausmaß verloren – oder verändert sich so bedenklich, dass man von „einschneidenden“ Landschaftsveränderungen sprechen kann.

Mit der eingeleiteten Energiewende hat sich der Druck auf die Natur weiter verschärft. Neben der damit verbundenen, hohen Flächeninanspruchnahme etwa durch Windkraft, Solarparks und Biogasanlagen trägt die auch damit leider immer eintöniger werdende landwirtschaftliche Intensivnutzung dazu bei, dass Artenpotentiale existenziell gefährdet sind.

Da kann es schon als gutes Beispiel gelten, wenn Kommunen Blühparzellen ungestört wachsen lassen, Landwirte ohne bürokratischen Aufwand kleine Flurstücke oder Randstreifen für die Natur belassen oder reservieren-oder Gartenbesitzer wieder mehr natürliche Vielfalt rund ums Haus tolerieren und gutheißen. In Zusammenarbeit mit dem ehrenamtlichen Naturschutz kann auch der amtliche Naturschutz mit dazu beitragen, dass Natur wieder in der öffentlichen Wahrnehmung angemessen Berücksichtigung findet.

Fotos: NABU Leopoldshöhe/Thies

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