Fracking ist eine neuartige Methode der Erdgasförderung, bei der Wasser und Chemikalien unter hohem Druck in tief liegende Gesteinsschichten gepresst werden, um das darin gebundene Erdgas herauszuzwingen. Die Homepage der FDP-Landtagsfraktion Niedersachsen hatte zum Thema Fracking eine Infoseite zusammengestellt, die auch von Exxon Mobil oder der RWE sein könnte. (Sie wurde inzwischen gelöscht.) Die FDP verwies unter dem Titel ”Umstrittene Gasförderung: Neue Studie gibt Entwarnung für Fracking" auf eine Studie von Prof. Charles Groat von der University of Texas, der in der 414-seitigen Untersuchung Fracking-Daten sowie die Berichterstattung über Fracking in den Medien untersucht hatte. Dieser Professor hatte sich, wie Mitte 2012 herauskam, von der amerikanischen Gasindustrie für mehrere Hunderttausend Dollar “sponsern” lassen, ohne das öffentlich anzugeben. Die University of Texas hat diese Studie inzwischen als ungültig, weil nicht wissenschaftlich unabhängig, eingezogen. Aber auch die fünf Thesen der FDP sind falsch oder fragwürdig, sagt das Bündnis "Gegen Gasbohren".
1. Beim Hydraulic-Fracking-Verfahren handelt es sich um eine Technik, die in Deutschland seit Jahrzehnten angewendet wird, behauptete die FDP.
Falsch. Es geht um Hydraulic Fracking unter Einsatz vom Slickwater (sehr große Mengen chemisch zugesetztes Süßwasser) mit mit hohem Druck (bis 1.500 bar), mit langen horizontalen Bohrungen und Mehrfachen Bohrplätzen. Sie wird kommerziell erst seit Anfang der 2000-er Jahren vor allem in den U.S.A. eingesetzt. In Deutschland wurde mit dieser Technologie nicht gefrackt.
2. Die Energieversorgung und die Energiewende verlangt nach dieser Technik.
Falsch. Deutschland bezieht den gesamten Erdgasbedarf aus dem Ausland. Die heimische Erdgasförderung entspricht den deutschen Erdgasexporten! Fracking wird nicht zu Energiesicherheit führen. Das “Verlangen nach dieser Technik” außer von der Gasindustrie ist nirgendwo belegt.
3. Saubere und effiziente Gaskraftwerke können die wetterabhängigen und jahreszeitlichen Schwankungen der Erneuerbaren Energien absichern. Wir sichern somit unsere Energieversorgung in jeder Hinsicht und nehmen Einfluss auf die Preisgestaltung bei Erdgas.
Falsch. Die Prozesskette “unkonventionelle Erdgasförderung” ist mindestens so umweltbelastend, insbesondere bei der Freisetzung von Treibhausgasen, wie Kohle und Erdöl. Nach neuesten Studien entweichen bei der unkonventionellen Gasförderung bis zu 9 % Methan der Gesamtproduktion unkontrolliert. Methan ist vielfach klimaschädlicher als Co2. Die deutsche Preisgestaltung von Erdgas hängt von Weltmarktpreisen und der Kopplung vom Erdgaspreis an dem Rohölpreis ab. Die Erdgasmengen aus Deutschland sind nicht einmal eine Fußnote bei der Gaspreisgestaltung erwähnenswert.
4. Wir sichern mehrere tausend Arbeitsplätze, wir sichern damit Forschung und Entwicklung in Deutschland und 500 bis 1.000 Millionen Euro pro Jahr an Förderabgaben für Niedersachsen.
Fragwürdig: Fossile Brennstoffe sind im wahrsten Sinne des Wortes ”Dinosaurier-Produkte.” Die Förderung ist für Menschen und Umwelt gefährlich. Für Arbeitsplätze und Steuereinnahmen heute, sind sie bereit, den kommenden Generationen ihre Zukunft zu zerstören. Fracking ist ein industrieller Prozess, welcher die Landschaft für viele Jahre zerstören wird. Landwirtschaftliche Betriebe und der sanfte Tourismus werden darunter leiden. Es gibt also auch Arbeitsplätze, die durch die Erdgasförderung vernichtet werden.
5. Der Trinkwasserschutz muss an erster Stelle stehen – die FDP im Landtag setzt sich deshalb für strengere Kontrollen ein.
Fragwürdig: Unterirdisches Wasser kennt keine Grenzen zwischen “Trinkwasserschutzgebieten” und gewöhnlichem Grundwasser. Diese Unterscheidung ist rein künstlich. Deutsche Städte und Kommunen beziehen ihr Trinkwasser überwiegend aus Grundwasser. Landwirte benutzen Grundwasser, um ihre Äcker zu bewässern und ihre Tiere zu tränken. Kontaminiertes Grundwasser gelangt unmittelbar in die Nahrungskette.
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