In vielen Veröffentlichungen und Presseerklärungen rühmt sich der Landesverband Lippe (LVL), dass er seiner Verantwortung für die Natur vorbildlich gerecht werde. Bei einer genaueren Betrachtung erkennt man jedoch mehr Schein als Sein. So der Naturschutzbund NABU, Kreis Lippe, am 30. September 2013.
Naturwaldzellen
Zum 90. Geburtstag von Forstdirektor Wilfried Stölting wird vom Leiter der Forstabteilung des LVL FD Hans-Ulrich Braun hervorgehoben, Herr Stölting habe die Ausweisung von Naturwaldzellen in den Landesverbandsforsten vorangetrieben. Es sollte mit der Veröffentlichung in der Zeitschrift Heimatland Lippe 106 Jg., Nr.1, S.22, somit der Eindruck erweckt werden, der LVL habe Naturwaldzellen und leiste damit einen Beitrag zum Naturschutz.
Schön, wenn es so wäre, leider ist das Gegenteil der Fall:
- Im Wald des LVL ist keine einzige Naturwaldzelle ausgewiesen.
- Die 1995 beim LVL eingerichtete Naturwaldzelle Bärental in Kohlstädt (16 ha) musste vom Land NRW wieder aufgehoben werden, weil der LVL nach Aussage von zuständigen Landesbetrieb Wald und Holz eine nicht abgestimmte Durchforstung durchgeführt hat. Die Naturwaldzelle war zwar trotz Aufforderung durch die LÖBF (heute LANUV) von der Forstbehörde noch nicht rechtsverbindlich ausgewiesen worden. Der LVL muss sich aber der Frage stellen, warum er eine Einrichtung mit dauerhafter Kennzeichnung von Beobachtungsbäumen zugestimmt hat, dann aber solche Bäume geerntet hat.
- Ein weiteres Beispiel ist im Naturschutzgroßprojekt Senne zu beobachten, denn hier soll im Bereich Ehberg bei Augustdorf auf etwa 55 ha das Ziel „natürlich sich entwickelnder Wald ohne Nutzungseinfluss“, erreicht werden. Eine freiwillige Nutzungsaufgabe ist in dem Bereich nicht sichtbar, d.h. Umsetzung durch den LVL: bisher Fehlanzeige.
Alt- und Totholz
Im Jahr 2004 hat der LVL am Förderprogramm „Erhalt von Altholzanteilen“ teilgenommen. Im Bereich des Naturschutzgebietes „Oesterholzer Bruch“ in Schlangen wurden dem LVL 114 Bäume vom Land NRW entschädigt, d.h. nach damaligem Marktwert abgekauft, damit sie als Biotopbäume stehen bleiben und alt werden können. Sie dürfen nicht mehr gefällt und genutzt werden. Nur entlang von Wegen dürfen sie aus Verkehrssicherungsgründen gefällt werden, müssen aber als liegendes Totholz im Wald verbleiben. Leider wurde festgestellt, dass heute nicht mehr alle Bäume vorhanden sind. Von den 114 markierten Bäumen fehlen heute 9.
Der NABU Lippe fragt sich, wo die Bäume geblieben sind? Wurden die heute fehlenden Bäume aus dem Bestand entnommen und verkauft? Neben einem Verstoß gegen die Förderbedingungen ist der eigentliche Schaden aber der Verlust der für den Naturschutz wertvollen Biotopbäume. Steuergelder sind umsonst ausgegeben worden. Aufgrund des Vorfalls droht dem LVL die Rückzahlung mit Zinsen der zu Unrecht vom Land NRW erhaltenen Förderung oder die zur Verfügungstellung von Ersatzbäumen. Das Land NRW sollte sich fragen, ob aufgrund dieses Vorfalls, der LVL überhaupt bei zukünftigen Förderprogrammen berücksichtigt werden kann.
Waldumbau von Fichtenforsten
Im Gegensatz zum Landesbetrieb Wald und Holz, der die Umwandlung von Fichtenwälder in Laub- und Mischwälder umfangreich vorantreibt, setzt der LVL weiterhin auf einen hohen Nadelholzanteil in seinen Forsten. Lichtungen, die durch Sturmschäden und Borkenkäferbefall entstanden sind, werden nun vorranging mit Douglasie aufgeforstet.
Nach Ansicht des NABU Lippe findet beim LVL im viel zu geringen Umfang eine Umwandlung von Nadelwäldern zu strukturreichen Laubmischwäldern statt, obwohl dies auch als Risikovorsorge im Klimawandel angebracht ist.
Gemeinwohl
Öffentliche Waldbesitzer sind dem Gemeinwohl verpflichtet, der LVL muss neben der ökonomischen Dimension auch die sozialen und ökologischen Belange ausreichend berücksichtigen. Die Bevölkerung beklagt in vielen Bereichen der LVL-Wälder, dass die Erholungsmöglichkeiten und der Naturschutz unter der intensiven Forstwirtschaft stark beeinträchtigt sind. Dies wurde z.B. sichtbar im NSG Donoper Teich und Hiddeser Bent, wo im Winter 2011/2012 ein großer Teil von Habitat- und Totholzbäumen gefällt und als Brennholz vermarktet wurden. Begründet wurde die Fällung mit der Verkehrssicherungspflicht, die aus Sicht des Naturschutzes aber sehr exzessiv ausgelegt wurde. Aufgrund des Wegegebotes hätten viele Bäume abseits der gekennzeichneten Wege stehen bleiben können und entlang von Wegen hätten die Bäume als liegendes Totholz auch einen ökologischen Wert gehabt. Dieser übertriebene Eingriff hat zu großer Verärgerung der dort erholungssuchenden Bürger geführt und Naturfreunde empört.
Naturnahe Waldbewirtschaftung und Prozessschutz
Ziel des Natur- und Artenschutzes ist sowohl die Integration (z.B. Erhalt von einzelnen Biotopbäume) als auch die Segregation von Naturschutz (z.B. Prozessschutzflächen ohne forstliche Nutzung) im Wald. Der LVL hat aufgrund der genannten Beispiele nur unzureichend die Integration betrieben. Der LVL wird aufgefordert, mehr Biotopbäume und Totholz im Wald auch ohne Förderung durch das Land zu belassen. Auf 90 % seiner Waldfläche ist er aufgefordert, eine kosteneffiziente und störungsarme naturnahe Waldbewirtschaftung zu betreiben, die sich an den natürlichen Waldgesellschaften orientiert. Im Sinne der Biodiversitätsstrategie ist er als öffentlicher Waldbesitzer aufgefordert, 10 % seiner Waldfläche aus der forstlichen Nutzung zu nehmen, um seinen Beitrag zum Erhalt der heimischen Artenvielfalt zu leisten.
Fazit
Der NABU Bundesverband hat acht Thesen zur Forstwirtschaft im Kommunalwald formuliert. Diesen Anforderungen wird der LVL nur in Teilen gerecht. Der LVL hat als öffentlicher Waldbesitzer eine besondere Verantwortung für den Naturschutz, vor allem mit seinem Waldflächen, die im Teutoburger Wald, einem Hotspot der Biodiversität in Deutschland, liegen. Die hier noch vorhandene Artenvielfalt ist bedroht, wenn der LVL seine Forstwirtschaft nicht stärker an die Bedürfnisse des Naturschutzes anpasst. Sich damit zu begnügen, dass bedrohte Arten hier noch vorkommen, reicht nicht aus und ist auch kein Beleg für einen vermeintlich vorbildlichen Naturschutz.
Der NABU hat Thesen veröffentlicht, wie seiner Meinung nach mit Kommunalwald umgegangen werden muß. Es sind nur Thesen und ob diese einen Wahrheitsgehalt besitzen ist zweifelhaft, sonst wären es ja keine Thesen. Mich verwundert immer wieder die Affinität einiger lippischer NABU Mitglieder gegenüber dem Lippischen Landesverband. Das der BUND dieses so einfach übernimmt ist schon bedenklich. Ich dachte immer, daß Naturschutz nur miteinander und nicht gegeneinander funktioniert. Im Bezug auf den Lippischen Landesverband sind aber weder NABU noch BUND bereit dieses miteinander zu praktizieren. Oder bedeutet miteinander nur, so wie es NABU und BUND gerne wollen.
AntwortenLöschenUnd wir dachten, dass Wirtschaft und Verkehr nur im Miteinander und nicht im Gegeneinander funktionieren. Deshalb sind wir immer wieder erschüttert, wenn Wirtschaftsinteressen, z. B. die rasche Vermarktung von großen Buchenstämmen, rücksichtslos gegen Naturschutzinteressen durchgesetzt werden. Offenbar machen die Förster derzeit noch nicht einmal vor sog. Förderbäumen Halt, für deren Erhalt als Höhlenbäume für Spechte, Fledermäuse usw. der Landesverband Fördermittel des Landes kassiert hat.
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