Donnerstag, 9. Januar 2014

NABU Lippe bewertet die Naturschutzziele im Koalitionsvertrag

Gefährdete Orchideenart: die Bienen-Ragwurz (Foto: NABU Lippe/Thies)
Der Schutz und die Bewahrung der natürlichen Schöpfung, so heißt es im neuen Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD, erhält unsere elementare Lebensgrundlage und ist Teil unserer Verantwortung für künftige Generationen. Und weiter: Umweltschutz ist für uns eine Investition in Lebensqualität, auf die alle Menschen einen Anspruch haben. Das erklärte Ziel soll dabei sein, den Naturreichtum zu erhalten und die Artenvielfalt unserer Heimat zu bewahren. Für den NABU Lippe ist das begrüßenswert – und auch dringend notwendig, zumal die Realität zeigt, dass wirklich dringender Handlungsbedarf besteht.

Die übermäßige Nutzung und der vom Menschen verursachte Klimawandel beeinträchtigen Arten und Lebensräume. Die biologische Vielfalt ist überall gefährdet. Die Roten Listen, also die Verzeichnisse der gefährdeten, verschollen und ausgestorbenen Tier- und Pflanzenarten, Artengesellschaften, Biotoptypen oder Landschaften, werden immer länger. So sind beispielsweise rund 70 Prozent der verschiedenen Lebensraumtypen in Deutschland im Rückgang begriffen oder sogar akut von der Vernichtung bedroht.

Boden ist kein vermehrbares Schutzgut. Der Verlust wertvoller Acker- und Weideflächen durch Bebauung und Versiegelung ist nicht umkehrbar. Die Erhaltung der natürlichen Filter-, Puffer- und Lebensraumfunktionen von landwirtschaftlich und forstlich genutzten Böden ist jedoch von besonderer Bedeutung, um nachteilige Auswirkungen auf das Grundwasser, die Pflanzen, die Luft, das Klima und den Boden selbst zu verhindern.
Im Jahr 2011 wurden in Deutschland pro Tag 74 Hektar Freifläche für den Bau neuer Siedlungen und Verkehrswege in Anspruch genommen.
Zur Erinnerung: Schon die letzte Große Koalition hat im Jahr 2005 eine Begrenzung des Flächenverbrauchs auf 30 ha/Tag bis 2020 „angestrebt“, für ein Flächenmanagement sollten finanzielle Anreizinstrumente entwickelt werden.
Da reicht es nun nicht mehr, wie im Koalitionsvertrag formuliert, nur „zu prüfen“ oder ledig-lich „anzustreben“, die bedrohlich hohe Flächenneuinanspruchnahme zu begrenzen. Konkre-tere Zielsetzungen sind dringend notwendig.
Der neue Koalitionsvertrag will außerdem das Nationale Naturerbe um mindestens 30.000 ha erweitern. Hierfür sollen Flächen, die aus der militärischen Nutzung genommen werden, von der Privatisierung ausgenommen und an interessierte Länder, Umweltverbände oder -stiftungen übertragen werden. Damit sollen und können einige wenige Truppenübungsplätze wohl als einzigartige Lebensräume einen dauerhaften Schutz erhalten. Dies ist aus Sicht des NABU Lippe ein Schrittchen in die richtige Richtung.

Für Dr. Steinheider, den Vorsitzenden des NABU Lippe ist es wichtig, dass, wie im Vertrag verabredet, der Wildtierschutz auch wirklich verbessert wird und gegen Wilderei und den illegalen Wildtierhandel harte Gesetze und drastische Strafen beschlossen werden.
Für den Naturschutzverband ist es obendrein dringend notwendig, dass sich die neue Regierung gemeinsam mit anderen Staaten für einen sicheren Vogelschutz entlang der Zugrouten einsetzt und international verbindliche Regelungen erreicht.

„Die Leistungen einer naturverträglichen Landwirtschaft sind für die Sicherung einer gesunden Ernährung und den Erhalt vielfältiger Kulturlandschaften sehr wichtig. Man kann wirklich nur hoffen, dass die anvisierten Ziele, einer ressourcen- und umweltschonend produzierenden Landwirtschaft, die Tierwohl, Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit miteinander verbindet, zum Maßstab des Handelns der neuen Regierung werden“, so Bernd Milde vom NABU Lippe.

Wichtig ist auch, Substanzen, die ein Risiko für Mensch und Umwelt darstellen, in allen Verpackungsmitteln, in Kleidung und jeglichen Arten von Alltagsprodukten nicht nur „so weit wie möglich zu vermeiden“, sondern gänzlich zu verbannen.
Das gilt insbesondere auch für die Nanotechnologie mit ihren universell einsetzbaren Kleinstpartikeln. Mit Nanotechnologie werden u.a. neue Methoden der Wachstumsförderung und Wachstumsteuerung, neue Pestizide und Herbizide auf den Markt kommen.
Auch in der Tier- und Fischzucht kommt es zum verstärkten Einsatz einer Vielzahl an neuen Nanochemikalien.

Fotos: NABU Lippe/Thies

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