Freitag, 25. März 2016

Globalisierung der Natur: Gartenflüchtlinge bedrängen natürliche Lebensräume

Invasive Riesensegge am Eselsbach in Leopoldshöhe

Wer ein Gartencenter aufsucht, findet eine riesige Auswahl an Pflanzen vor. Viele davon entstammen mittlerweile fremden Weltgegenden, kommen aus Ländern rund um den Globus zu uns. Exotik ist angesagt in Gärten und Parks. „Doch“, darauf möchte der NABU Lippe eindringlich hinweisen, „in die heimische Natur gehören gebietsfremde Arten nicht“!
Viele neue Arten haben sich seit Jahrhunderten als sogenannte Neophyten in die heimischen Ökosysteme integriert und sind Bestandteil unserer Flora geworden. Andererseits gibt es einige fremde Arten, und es werden immer mehr, die sich nicht anpassen, sondern sich so vermehren, dass sie einheimischen Arten den Raum nehmen und sie verdrängen.

Etliche Neophyten begnügen sich nicht mit dem ihnen zugewiesenen Platz im Hausgarten – sie brechen aus, überspringen den Gartenzaun und werden zu Invasoren, so genannten invasiven Arten. Besonders dann, wenn die in Baumschulen und Gartencentern angebotenen Pflanzen mit den Eigenschaften "schnellwüchsig", "ausdauernd", "bestandsprägend" oder "anspruchslos" charakterisiert werden, sollte erhöhte Vorsicht gelten. Irgendwann werden sie im Garten zu groß, zu viel oder passen einfach nicht mehr. Was nun? Die Ausbreitung solcher fremder Arten wird dann häufig unbedacht eingeleitet, wenn Privatleute z. B. Gartenabfälle in der freien Landschaft entsorgen oder meinen, die Natur durch das Ausbringen neuer Arten zu "bereichern".

Auch in der freien Landschaft wirtschaftende Berufsgruppen (Land- und Forstwirtschaft, Gartenbau, Imkerei, Straßen- und Landschaftsbaubetriebe, Verkehrswegeunterhaltung etc.) tragen zur unbeabsichtigten Ausbreitung gebietsfremder Arten bei, beispielsweise durch Anpflanzungen, Ansaaten oder die Verschleppung von Samen oder Pflanzenteilen durch Erdbewegungen.
Wie wir sehen, ist die „Globalisierung“ der Natur in vollem Gange mit der Folge, dass sie immer gleichförmiger und ärmer an Arten und Lebensräumen wird. Um dies wenigstens einzudämmen, ist es wichtig, Probleme durch pflanzliche Neuankömmlinge beizeiten zu erkennen und darauf hinzuweisen. Ewald Thies vom NABU Lippe: „Riesenbärenklau und Drüsiges Springkraut sind vielerorts schon nicht mehr zu bändigen.“ Vielleicht kommen da Hinweise noch rechtzeitig, die auf der Ausbreitung einer weiteren Art, einer gebietsfremden Segge gelten:
Carex pendula, die Riesen-oder Pendelsegge, hat aus den Gärten den Marsch in die freie Natur angetreten. Im Salzufler Stadtwald, am Schuttberg in Bielefeld, an vielen Bachläufen in Leopoldshöhe breitet sich das Staudengewächs beispielsweise rasch aus, siedelt an Waldparkplätzen ebenso gerne wie an Fließgewässern und zeigt Ausbreitungstendenzen, die schon beim Indischen Springkraut und der Herkulesstaude (s.o.) aufgefallen sind.

Eine erhöhte Aufmerksamkeit ist erforderlich, da sich die invasive Seggenart mittlerweile auch in Schutzgebieten einfindet  und sich dort erkennbar ausbreitet.
Wer Vorkommen der Riesensegge kennt und Hinweise zu Wuchsorten der Pflanze geben kann, wird gebeten, diese dem Naturschutzbund (NABU Lippe) unter info@nabu-leo.de mitzuteilen.

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