Freitag, 3. Juli 2015

Landesregierung weicht bei Flächenfraß vor Betonfraktionen zurück

Die Bezirkskonferenz Naturschutz in OWL ist empört über die NRW-Landesregierung und ihr Hin und Her beim Thema Flächenverbrauch. „Erst verspricht sie eine Reduktion der Flächenversiegelung“, sagt Sprecher Karsten Otte. „Jetzt aber weicht sie vor dem Geschrei der Betonfraktionen zurück.“ In einem ersten Entwurf zum Landesentwicklungsplan (LEP) hatte die Landesregierung noch versprochen, den Flächenverbrauch in den kommenden Jahren auf fünf Hektar pro Tag zu reduzieren. Das aber ist nun anscheinend vom Tisch. Nach jüngsten Mitteilungen aus der NRW-Staatskanzlei will die rotgrüne Regierung das Fünf-Hektar-Ziel aufgeben.


Dabei ist eine strikte Reduzierung notwendig. Bisher verschwinden in ganz NRW täglich 15 Hektar – in OWL sind es 1 bis 2 Hektar – für Straßen, Siedlungs- und Gewerbebauten. Mehr als ein Fünftel der Fläche ist bereits versiegelt (22,8 Prozent). Dieser Flächenfraß muss unbedingt aufhören! Die Bezirkskonferenz Naturschutz fordert, endlich den Verbrauch bis 2025 auf „Netto Null“ zu reduzieren. „Das unaufhörliche Zubauen bedeutet den Verlust naturnaher Flächen, und zwar in der Regel für immer“, warnt Karsten Otte. „Damit ist die biologische Vielfalt bedroht. Das heißt: unsere Lebensgrundlage!“ Darüber hinaus ist Flächenverbrauch ein Kosten-Treiber: jede neue Siedlungsfläche am Rand der Gemeinden hat hohe, steigende Infrastrukturkosten; jede neue Straße bringt einen wachsenden Aufwand an Renovierung mit sich. Das alles müssen künftige Generationen bezahlen.

OWL erwartet für die Zukunft keine steigenden Einwohnerzahlen. Im Gegenteil: Prognosen gehen sogar von einer Schrumpfung von bis zu zehn Prozent in den nächsten Jahrzehnten aus. Angesichts dieser Zahlen ist es geboten, die Versieglung zu stoppen. „Das muss keinesfalls bedeuten, dass dadurch Entwicklungschancen eingeschränkt werden“, sagt Karsten Otte. „Man muss nur Intelligenz walten lassen. Es gibt gute Beispiele für die Wiedernutzung bebauter Brachflächen. Und in den nächsten Jahren werden viele bebaute Militärflächen frei.“ Außerdem fordern die Umweltverbände endlich ein Flächenkataster auf kommunaler, Bezirks- und Landesebene.

„Auch angesichts des Klimawandels, in dem wir befinden, ist eine weitere Versiegelung von Boden ein Irrsinn. Denn das heißt auch ein stärkere Angreifbarkeit gegenüber Klimafolgen – insbesondere gegenüber Hitze und Starkregen“, mahnt Otte. „Unbebaute, naturnahe Flächen haben enorm wichtige klimatische Funktionen.“

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