A 2 bei Herford: IHK und FDP hätten es gerne breiter. Foto: Teutoblicke |
Eine ganze NW-Seite hatten Harald Grefe (IHK) und der allgegenwärtige Kai Abruszat (FDP) am 19.9.2015 zur Verfügung, um unter der Überschrift „Die Lebensader der Region“ ihre Betonpropaganda für eine Verbreiterung der Autobahn 2 auf acht Spuren auszubreiten. Es gab keine einzige kritische Frage, keine einzige Gegenstimme. Das sei hiermit nachgeholt.
Lebensader?
Beton, Asphalt, Lärm und Abgase ohne Ende – das also ist, was die IHK
unter Leben versteht. Ich denke an Leben, wenn ich Schmetterlinge
flattern sehe oder Kinder lachen höre.
Was
würde das kosten? Die Geländeeinschnitte durch den Teuto bei Bielefeld,
den Stuckenberg bei Herford, das Wesergebirge bei Porta und den
Obernberg bei Rehren müssten wahrscheinlich, die Weserbrücke bei Bad
Oeynhausen und die Talbrücke bei Rehren müssten bestimmt verbreitert
werden, ebenso zahlreiche Brücken über die A 2: Das kostet
wahrscheinlich eine Milliarde an Steuermitteln. Sparkommissar Abruszat
kann, wenn es um seine Lieblingsprojekte geht, ganz schön die
Millionen raushauen. Und Grefe bemüht, um das vor den Steuerzahlern zu
rechtfertigen, eine beliebte Lüge mit Zahlen: 55 Mrd. € an Steuern- und
Mauteinnahmen des Staates aus dem Straßenverkehr stehen angeblich nur 10
Mrd. € Investitionen gegenüber. Grefe verschweigt uns hier die
Investitionen der Länder und Kommunen, vor allem aber die gesamten
Verwaltungs- und Personalkosten des Straßenverkehrs. Und dass der
Gesetzgeber aus guten Gründen beschlossen hat, Energieverbrauch zu
besteuern, um damit soziale Aufgaben des Staates zu finanzieren.
Welchen
Sinn würde es machen? Dass hemmungslos weiterwachsender Lkw-Verkehr die
Profite mancher Industrie- und Logistikbetriebe vergrößert, darauf hat
Grefe in aller Offenheit hingewiesen. Dass gigantomanische
Straßenbauprojekte die Profite der Bau- und Betonindustrie vergrößern,
hat er lieber verschwiegen. Welchen Sinn macht es, der Lkw-Flut auf
Kosten der Allgemeinheit immer weitere Schleusen zu öffnen? Die acht
Spuren sind spätestens nach zehn Jahren genau so voll wie jetzt die
sechs Spuren. Dagegen hilft nur, dass wir Nein sagen, wenn IHK und
Spediteure jammern. Nein zum Flächenfraß, Nein zum Lärmterror, Nein zur
Energie- und Geldverschwendung. Denn dann sind die Unternehmen
gezwungen, über eine ökorationelle Logistik nachzudenken, die mit
weniger Lkw-Fahrten auskommt. Das würde sogar Arbeitsplätze schaffen,
etwa in zusätzlichen Lagern.
Leserbrief an die NW von:
Jens J. Korff M. A.
BUND Regionalgruppe Detmold
Am Ostbahnhof 1, 33607 Bielefeld
Tel. 0521/ 3043 6987Der Leserbrief wurde von der NW bis heute nicht veröffentlicht. Die dritte Nachfrage am 12.10. ergab, dass er angeblich in der Mailflut untergegangen war. Man bittet um Entschuldigung.
Die NW hat den Lesebrief, etwas gekürzt, am 27.10. dann doch noch veröffentlicht.
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