Naturschützer kritisieren Forderungen der Industrie- und Handelskammer zum Ausbau der OWL-Verkehrsinfrastruktur. Bestand sichern und erhalten statt kostspieliger Neubau und Erweiterung
Vehement wendet
sich die Bezirkskonferenz Naturschutz OWL
gegen die einseitige Bevorzugung des Straßenverkehrs im Forderungskatalog der Industrie- und
Handelskammer OWL zu Bielefeld (IHK). In dem Papier „Mobilität ist Zukunft“
werden 12 große Neu- und Ausbauprojekte im Verkehrsbereich gefordert, darunter
allein 8 Straßenbaumaßnahmen. „Da wollen die Wirtschaftsvertreter Feuer mit Öl
löschen, indem sie immer mehr und immer größere Straßen wünschen“, meint dazu
Karsten Otte, Sprecher der Bezirkskonferenz Naturschutz OWL. „Das zieht nur
neuen Verkehr an und vergrößert das Problem unter großen Verlusten an
Lebensraum für Mensch, Tier und Pflanze, anstatt es einer Lösung näher zu
bringen.“
Insbesondere auf
dem Hintergrund der Regionalkonferenz zu einer besseren Zusammenarbeit in OWL
am Mittwoch, die einen lobenswerten Ansatz zum Interessenausgleich darstellt,
ist die Veröffentlichung eines derart einseitigen und für alle an
Nachhaltigkeit interessierten Mitbürger provozierenden Papiers durch die IHK
ziemlich kontraproduktiv, heißt es in der Pressemitteilung. Die geforderten
Verkehrsprojekte, allen voran der achtstreifige Ausbau der A2 würden Hunderte von
Hektaren Wälder, Felder und Siedlungsbereiche verschlingen. Landschaft und
Landwirtschaft wären sehr stark betroffen. Die Zerschneidungseffekte von
ultrabreiten Straßen würden ohnehin
bedrohte Tierpopulationen noch weiter verinseln.
„Wir können diese Entwicklung nicht auf ewig
fortschreiben, sondern brauchen eine Verkehrswende“, meint Otte dazu. Von den
12 Projekten im IHK-Katalog diene nur eines diesem Ziel: der Ausbau der Köln-Berliner Bahnstrecke.
Ansonsten stehe der Verbrauch an Landschaft
in keinem Verhältnis zu dem langfristig zu erwartenden Vorteilen: „Auch
wenn sie die A2 zehnspurig ausbauen, werden wir mit den Konzepten der 1960er
Jahre nicht die Verkehrsprobleme des 21. Jahrhunderts lösen!“ so Otte weiter.
Die Naturschützer hatten in dieser Hinsicht auf mehr Kreativität und ein
weiterentwickeltes Konzept durch die Kammervertreter gehofft. Stattdessen würde
durch die Bereitstellung von noch mehr Verkehrsfläche im zersiedelten OWL nicht
nur den natürlichen Ökosystemen geschadet, sondern auch zusätzlicher Verkehr
erzeugt: „Der Asphalt ist der Lebensraum des Autos. Da verhalten sich die
Kraftfahrzeuge nicht anders als die Tiere: wenn mehr Lebensraum zur Verfügung
steht, vermehren sich die Autos wie die Karnickel!“ so Otte weiter.
Vermutlich der
Regierungswechsel in Düsseldorf mag die IHK zu diesem Papier beflügelt haben,
die sich ebenso die Verminderung der zweifellos nervenaufreibenden Auto-Staus
in NRW auf die Fahnen geschrieben hat. Was allerdings übersehen wird: viele der
Staus entstehen an Baustellen, die „in letzter Sekunde“ den Zusammenbruch einer
jahrzehntelang schlecht unterhaltenen Verkehrsinfrastruktur verhindern sollen.
Diese lang anhaltende Vernachlässigung von Gemeinschaftseigentum ist den jeweiligen
Bundes- und Landesregierungen anzulasten, weil den Straßenbaulastträgern keine
ausreichenden Mittel für Reparatur und Renovierung zur Verfügung gestellt
wurden. Stattdessen wurden höchst aufwändige und ökologisch sehr schädliche
Neubautrassen durch die freie Landschaft geschlagen, weil dies mehr politisches
Prestige versprach als „Schlaglöcher flicken“. Otte: „In einer solchen
Situation, wo das Geld offenbar nicht einmal reicht, den Bestand angemessen zu
sichern, an große Neuinvestitionen im Straßenbau zu denken, lässt Zweifel an der
wirtschaftlichen Kompetenz der Fordernden aufkommen – und gerade dort hätte man
sie ja erwartet!“
Kontakt: Karsten Otte
Telefon: 0163-83 400 21
Telefon: 0163-83 400 21
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